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Welche Vornamen haben Erfolg?

© iStock, © iStock, LightFieldStudios

Es gibt umfassend untersuchte Zusammenhänge zwischen Vornamen und Erfolg – zu Chantal und Kevin genauso wie zu Maximilian und Bernadette. In Anlehnung an das Sprichwort: „Kleider machen Leute“ kann man feststellen: Namen prägen die Persönlichkeit.

Indem sie das gesellschaftliche Umfeld beeinflussen, wirken sie auch auf die späteren beruflichen Karrieren. Nehmen wir einen Namen aus dem Mittelfeld der beliebtesten Vornamen für Mädchen: Jule liegt im vorderen Mittelfeld des Rankings der beliebtesten Vornamen. Zu Beginn der 2000er Jahre kam Jule in Mode und machte Pauline, Nina und Kim Konkurrenz. Zugleich umgibt Jule die Aura des sonnigen Gemüs.

Huhn oder Ei?

Der Vorname assoziiert Bildung, Alter, Herkunft, Ethnie. Damit widerspiegelt er jede Menge Gründe für potenzielle Benachteiligungen, wie sie im deutschen Gleichstellungsgesetz zum Thema gemacht wurden - damit hat er eine Klammerfunktion für die verschiedenen Benachteiligungsursachen.

Man benötigt keine weiteren Informationen, um abzuschätzen, dass Jule keine 60 Jahre alt sein wird, genauso wie der ominöse Kevin nicht unbedingt Sohn reicher Eltern ist. Sicher kann so ein Vorname nicht einfach abgelegt werden wie ein Mantel. Name, Erfolg, Wahrnehmung, Persönlichkeit:
Alles ist so eng miteinander verwoben, dass man Ei, Henne und dazu den Hühnerhof nicht voneinander trennen kann – vielmehr gehört alles zusammen.
So zeigen Mutter und Vater ihren Charakter, ihre Herkunft, ihre Bildung und selbstverständlich auch ihre regionalen Bindungen in der Auswahl des Kindesnamens. Kommt man aus der Oberschicht, machen konservative Vornamen das Rennen.

Die sogenannte Mittelschicht strebt stets nach oben, nach etwas ganz Besonderem für ihre Kinder. Auch die Eltern aus den eher einfachen Verhältnissen suchen stets nach etwas Besonderem – nur muss man zugeben, dass Kitsch den Designstücken vorgezogen wird. Hier gelten englische Namen als schick, außerdem sollen die Vornamen gut klingen und Kopplungen sind unbeliebt.

Mohammed ist ein Migrant und Jule ist blond

Demnach prägen Haltung, Familienhintergrund und ein schichtenspezifischer Geschmack den Vornamen und der Vorname wiederum prägt die Persönlichkeit.

Vornamen rufen zudem bestimmte Reaktionen hervor: schön, selten, modern, wohlklingend, selten usw. Sie klingen alt oder jung, sie scheinen sogar zu suggerieren, welche Art Bart Männer tragen – Dreitagebart, Retrogewächs oder Bart des IT-Hardwareentwicklers. Oder ob er eher groß oder eher klein ist. Jules Haarfarbe sollte blond sein, auch wenn der Vorname im Grunde genommen gar nicht aus dem phäomelaninlastigen Skandinavien kommt - und im Gegensatz zu Mohammed hat Jule meist auch keinen Migrationshintergrund.

Bent ist kreativ, Heinrich ist Buchhalter

Auch individualistische Neigungen werden durch die gewählten Vornamen beeinflusst, zum Sozialen oder zum Kreativen. Wer es gewohnt ist, mit seinem Vornamen oft der Einzige zu sein, tankt Individualismus pur – und das umso mehr, wenn der Nachname nicht Schulze oder Meier ist. Ein Leander, ein Bent oder ein Arvid müssten in der Regel der Kreativität mehr als dem Buchhaltungswesen zugeneigt sein – wobei es sich hier um eine Hypothese handelt.

Vornamen ziehen bestimmte Reaktionen nach sich: So wird Chantalle nicht Friseurin, weil sie den Vornamen hat, sondern weil sie in einer Chantalle-Umwelt aufgewachsen ist. In ihrer Welt ist Chantalle der beliebteste Mädchenname und auf diesen Namen hin wird das Mädchen einer bestimmten Gesellschaftsschicht zugeordnet.

Auch wenn die Personalchefs es nicht zugeben – trotzdem werden sie Bernadette von Wolkenstein nicht genauso bewerten wie Chantalle Schmidt.

Unser Vorname ist weder ein Mantel von Dior, eine Tasche von Chanel noch ein Paar Schuhe von Gucci. Wir können unseren Namen nicht einfach ablegen. Dafür sind die Namen umso verräterischer. Sie generieren Assoziationen und so werden der Hans oder die Liese auch in unserem Wissenszeitalter immer als etwas einfacher eingeordnet werden.

Der Test

Ist Monika Meier Kinderpflegerin oder hat sie die diesjährigen Schachweltmeisterschaften gewonnen? Ist Justin Schulze bestellter Professor oder eher Maximilian von Oebisen?

Jeder hat die entsprechenden Assoziationen, ob er will oder nicht. Allerdings sind sie auch immer wieder Veränderungen unterworfen: Kevin Keagan beispielsweise war in den 1970er ein berühmter Fußballer. Der Vorname Kevin war zu dieser Zeit noch keine Bestrafung.

Datenbanken mit den Namen von Wissenschaftlern verfügen kaum über Chantalle, Kevin oder Justin. Stattdessen gibt es oft Paula, Anna, Lena, Sarah, Sebastian, Thomas oder Maximilian. Auch Bildungsbürger mit Namen wie Evgenija, Omar, Ruslan oder Mohammed sind aufzufinden. Letztere verfügen manchmal über mehrere Studienabschlüsse, auch weil das eine oder andere Studium aus der Heimat hier in Deutschland nicht anerkannt wird – aber das ist ein völlig anderes Thema.

„Denken hilft zwar, nützt aber nichts“

Wir selbst suchen uns unsere Vornamen nicht aus. Einerseits wissen wir „Denken hilft zwar, nützt aber nichts“ – um es mit dem Buchtitel des Psychologen Dan Ariely auszudrücken.

Andererseits sind wir alle viel zu leicht beeinflussbar, besonders auch durch Vornamen.

Arbeiten wir daran, den Blick für das Wesentliche zu schärfen: auf den Menschen und auf seine Fähigkeiten.

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