Das Bundesland Thüringen ist das Land von Schiller und Goethe. Erfurt ist die Hauptstadt des Freistaates und insgesamt dürfen sich etwa 2,2 Millionen Menschen Thüringer nennen. Sie alle leben in einer landschaftlich reizvollen Gegend zwischen Rennsteig, Kyffhäuser und Zschopautal, Eisenach und Altenburg.
Zunächst war „Thüringen“ eher ein kulturhistorischer Begriff des Bildungsbürgertums. Erst im Jahr 1920 entstand das Land aus gleich sieben ehemaligen Fürsten- und Herzogtümern. Nach den hinlänglich bekannten Wechselfällen der Geschichte wurde der Freistaat 1990 neu gegründet – und mit ihm eine besonders gewissenhafte Statistikbehörde, die den zuweilen staubtrockenen Statistiken ihren Schrecken genommen hat. Auch bei der Suche nach besonders beliebten Vornamen fördern die Thüringer Statistiker Interessantes zutage.
Auf der Spur des durchschnittlichen Thüringers
Der Durchschnittsthüringer erscheint vielleicht ein bisschen skurril: Als durchschnittlich 46,3 Jahre alter Mensch bevölkert er eine Durchschnittortschaft mit 2 433 Einwohnern – zu 50,6% Weiblein und zu 49,4% Männlein. In genanntem Alter heißt der Durchschnittsthüringer Sabine oder Thomas – beides waren vor 46 bis 47 Jahren die regional beliebtesten Vornamen. Heute heißen die Favoriten anders, wie die Umfrageergebnisse am Ende dieses Pamphlets zeigen.
Ihre Geburtstage feierten die Durchschnittsthüringer in der 73,7 m² großen thüringischen Durchschnittswohnung, die sich 2,33 Haushaltsmitglieder teilen. Nicht nur zu festlichen Anlässen verbraucht der Thüringer 88,6 Liter Wasser täglich. Im Vergleich zu Erhebungen aus dem Jahr 1990 sind das 1,1 Liter mehr – unklar ist, ob er das ihm statistisch zugehörige halbe Auto öfter wäscht oder ob seine Zimmerpflanzen mehr Wasser verbrauchen.
Kommt er gut durch den Straßenverkehr – alle 170 Jahre ereilt ihn der Statistik nach ein Verkehrsunfall – liest er in seiner Freizeit ein geliehenes Buch. Thüringens Bibliotheken verleihen derzeit 3,57 Bücher pro Kopf. Dazu besucht der Durchschnittsmensch 1,3 Mal ein Kino und 1,9 Mal ein Museum im schönen Thüringer Land.
Das wird zuweilen vom verführerischen Duft nach Rouladen mit Rotkohl und Klößen durchweht, denn sie sind das Thüringer Nationalgericht.
Gut zu wissen …
Irgendwie ist es beruhigend zu wissen, dass es im Thüringer Land jede Menge Durchschnittsmenschen gibt, die so bodenständig sind: Mit großem Genuss verspeisen sie Rouladen mit Klößen und Rotkohl und Thüringer Rostbratwürste. Beruhigend ist zudem, dass es im echten Thüringer Leben keine halben Autos gibt, sondern etwa 2,2 Millionen individuelle Persönlichkeiten, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen – und es werden immer mehr:
Mit etwa 17 500 Babys im vergangenen Jahr steigt die aktuelle Geburtenrate im Thüringer Land seit Jahren kontinuierlich an.
Thüringer Bodenständigkeit drückt sich auch in der Auswahl von Vornamen für die ganz neuen Thüringer aus. Ausgefallene Namensschöpfungen sind hier eher selten.