Die Wahrheit liegt, wie so oft, eher in der Mitte. Selbstverständlich befördern Laufhilfen die Beweglichkeit des Kleinkindes, da sie dadurch nicht ständig auf eine Hilfestellung der Eltern angewiesen sind. Auf der anderen Seite wissen wir, dass die noch unterentwickelte Rückenmuskulatur das Kind noch nicht lange stützen kann, wodurch die Wirbelsäule einer hohen Belastung ausgesetzt ist.
Insofern darf die Lauflernhilfe sozusagen als "Sportgerät" zum Training durchaus 2 bis 3 Mal am Tag, aber jeweils eben nur für 15 Minuten eingesetzt werden.
Das Kleinkind merkt schnell selbst, dass die effektivere Laufunterstützung dann darin besteht, wenn es gar nicht richtig hineingesetzt wird, sondern wenn es die Laufhilfe quasi wie einen Rollator vor sich herschieben kann. Drinnen soll dann lieber der Lieblingsteddy oder eine Puppe sitzen. So findet geradezu ein Rollentausch statt, das Kind entscheidet selbst, wo es lang geht, lernt steuernde Bewegungen zu koordinieren, kann das auch jederzeit selbst beenden, und das macht ihm richtig Spaß. Bei jedem Schritt darf das Kind auch gelobt werden, eine gute Portion Geduld der Eltern vorausgesetzt.
Wir machen den Weg frei
Die Fragestellung, wann und wie Kinder laufen lernen, ist eigentlich nicht so entscheidend, das machen sie schon sozusagen "programmgesteuert" wie von selbst. Viel wichtiger ist unsere Unterstützung dabei, und dazu gehört unbedingt das vorausschauende "Bereinigen" der freien Bahn für das Kind. Welche Gefahren könnten z. B. auf dem Weg des Kleinkindes lauern?
- Schwere Gegenstände, die leicht mal umfallen können, oder wackelige Möbelstücke.
- Kleinkinder versuchen sich gern an Tischdecken hochzuziehen. Dabei könnte ihnen haufenweise Krempel auf den Kopf fallen.
- Möbelstücke mit spitzen Ecken oder scharfen Kanten bergen stets eine hohe Verletzungsgefahr.
- Die Kellertreppe beispielsweise sollte unbedingt mit einem Schutzgitter gesichert werden.
- An tief angebrachten Regalbrettern stoßen sich Kinder beim Aufrichten oft den Kopf.
Barfuß oder Schuhe?
Die ersten Gehversuche sollten unbedingt ohne Schuhe erfolgen, denn das Gefühl für den Untergrund bzw. der Tastsinn der Fußsohlen muss in diesem Zuge ebenfalls mit erlernt werden, um die nötige Sicherheit beim Laufen ausprägen zu können.
Wer einmal richtig schwere Sicherheitsschuhe getragen hat, weiß um die enorme Unbequemlichkeit und Bewegungseinschränkung bei solchen Gewichten an den Füßen, so ungefähr fühlen sich Schuhe für ein kleines Kind an. Hinzu kommt noch, dass die Schuhe dem kleinen Kind nicht unbedingt gleich optimal passen. Gut und hilfreich sind dagegen wärmende Socken mit einer
"Anti-Rutschsohle". Erst wenn das Kind schon eine gewisse Gehsicherheit erlangt hat, und die ersten Wege auch draußen gewagt werden können, sollte man sich in einem Fachgeschäft über sogenannte Lauflernschuhe beraten lassen.