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Flotte Lippe: Sprüche und Redewendungen zu Vornamen


Sprüche und Redewendungen mit Vornamen © iStock, Alija

Redewendungen und Sprichwörter wie

  • "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen"
  • "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß"
  • "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg" 
  • "Je oller, je doller" 

geben dem spanischen Nationaldichter Miguel de Cervantes recht, der schon 1615 feststellte: "Ein Sprichwort ist ein kurzer Satz, der sich auf lange Erfahrung gründet.“

Manche Sprichwörter ranken sich detailliert um bestimmte Vornamen - die im Dunstkreis bezeichneter Namensträger oft angewandte Redewendung

"So wie Reiner kann es keiner"

ist ein gutes Beispiel dafür. Ohne ganz genau zu bezeichnen, was Reiner so besonders gut kann, schreibt das Sprichwort Herren mit diesem Vornamen wohl besondere praktische Fähigkeiten zu. Ob die ganze Sache empirisch belegbar ist, steht in diesem Beispiel genauso wenig fest, wie bei den anderen Sprichwörtern und Redewendungen mit Vornamen.

Ist das grenzwertig?

Preziosen wie

  • "Alle laufen über die Straße - nur nicht Ulli, der fällt in den Gulli",
  • "Alle Kinder sitzen um das Lagerfeuer, nur nicht Gitte, die sitzt in der Mitte",
  • "Alle Kinder gehen zur Schule, nur nicht Frank, der macht krank",
  • "Alle Kinder schlafen mit Ihrem Teddybär - außer Andrea, die schläft vor'm Fernseher"
  • "Alle Kinder rennen über's Eis, nur nicht Vera, die war schwerer"

können zwar als Beispiele genommen werden – allerdings gehören sie wohl eher in die Rubrik "flotte Lippe" und scheiden bei der Betrachtung verschiedener Redewendungen mit Vornamen wegen vermeintlicher Grenzwertigkeit aus.

Sprichwörter, Redewendungen und Vornamen

Das passt Oscar schon besser: 

  • "Alex ist Vater geworden! Er ist stolz wie Oskar auf den Kleinen!"
  • "Lisa hat schon wieder alle Pralinen gegessen. Das Mädchen ist frech wie Oskar!"

Beide Redewendungen werfen die Frage auf: Wer war der freche oder der stolze Oskar? Für den frechen Oskar steht der Berliner Kritiker Oskar Blumenthal (1852 – 1917), der sich durch besonders freche Veröffentlichungen einen Namen gemacht hatte:

"Das ist ein hässliches Gebrechen, wenn Menschen wie die Bücher sprechen. Doch reich und fruchtbar sind für jeden die Bücher, die wie Menschen reden!"

Heute sagt man vielen Berlinern "Berliner Schnauze" und etwas mehr Frechheit nach – aber nicht selten sind es die vermeintlich unverschämten Menschen, die uns geradewegs aus der Seele reden.

Der Spruch könnte andererseits auch aus dem Jiddischen kommen: "Ossoker" heißt hier so viel wie "freche Person".

Auch der griesgrämige Oscar aus der Mülltonne der Sesamstraße kann angeführt werden – Kinder finden ihn besonders frech - und das werden die Namensgeber wohl auch beabsichtigt haben.

Pfiffige Zeitgenossen werden auch oft mit dem folgenden Spruch bedacht:

  • "Der weiß, wo der Barthel den Most holt".

Die Redewendung bezieht sich auf einen Leipziger Gastwirt namens Barthel, der auf Getränkeengpässe zu Messezeiten umgehend reagierte. Er fuhr schnell zu einem seiner Brüder nach Meißen. Der führte dort ein Weingut und versorgte den Barthel mit Nachschub.

Aber nicht nur fixer Durchblick steht als Erklärung für das Sprichwort: Most ist eine Ableitung des hebräischen "maoth" (=Münze), auch unser Wort Moos als Umschreibung für Geld hat diesen Ursprung.

Das Gaunerwort "Barsel" für "Brecheisen" könne ebenfalls der Ursprung sein. Wer sich letztendlich Moos gewohnheitsmäßig mit dem Brecheisen beschafft, ist nämlich am Mostverkauf verhältnismäßig uninteressiert.

Ist betreffender Gauner mit dem Barsel unterwegs, ist er ab und an zu folgender Aktion gezwungen:

  • "Einen Bernhard machen"

Aus der Fachsprache der Steinmetze war dieser Spruch abgeleitet worden, um das Verhauen von Steinen aufgrund falscher Maße, Zeichnungen oder persönlicher Fehleinschätzungen zu umschreiben. Der so entstandene "Bernhard" war natürlich wertlos, wurde vom Kunden nicht bezahlt und von den Kollegen ringsum mit viel Spott honoriert. Zu allem Übel muss betreffender Steinmetz auch noch einen "Leichentrunk" für den Stein spendieren – denn ein "Bernhard" war seit ewigen Zeiten schon in der Nähe seiner Hütte beigesetzt worden.

Genaues Arbeiten erspart nicht nur dem Steinmetz die dazugehörige Frage:

  • "Das ist die Gretchenfrage"

Die steht theoretisch für vermeintlich essenzielle Fragen, auf die man allerdings eine mehr oder weniger ausweichende Antwort erwartet. Ursprung der Redewendung ist Goethes "Faust". Hier fragt das Gretchen: "Wie hast Du's mit der Religion?". Faust gibt im Anbetracht von Gretchens naiver Frömmigkeit eine ziemlich ausweichende Antwort - ohne Gretchen allzu sehr "zur Minna" zu machen.

Abschließend noch:

  • "Hier sieht's aus wie bei Hempels unterm Sofa"
  • "Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts"

Weil die Verhältnisse unter dem Sofa der Familie Hempel weitgehend unbekannt sind und mit Vornamen nichts zu tun haben - und weil der Tiername "Hase" zwar einerseits ein oft benutzter Kosename und andererseits ein Nachname und kein Vorname ist, ist die Betrachtung von Sprüchen mit Vornamen hier beendet. Zum Abschluss könnte man noch

  • "Seinen Friedrich Wilhelm drunter setzen"

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